Nach der Landung allierter Truppen in der Normandie (Frankreich) am 6. Juni 1944 und der damit einhergehenden Eröffnung einer zweiten Front im Westen Europas war das Schicksal des Deutschen Reiches endgültig besiegelt. Immer enger zog sich der Kreis und alsbald verlagerte sich das Kriegsgeschehen auch in die deutsche Heimat. Luftangriffe wurden nun zur fast täglichen Bedrohung der Bevölkerung. Trotzdem hielt das Regime die Zügel weiter fest in der Hand und unterband mit grausamer Härte (Hinrichtungen) jede angedachte Opposition. Und obwohl sicherlich
die meisten Deutschen ahnten, dass der Krieg verloren gehen würde, spielten sie ihre Rollen im System aus Angst vor Repressionen brav weiter. Davon war natürlich auch die Großräschener Ein-wohnerschaft nicht ausge-schlossen.
Am 22. Juli 1944 organi-sierte die NSDAP-Orts-gruppe Großräschen auf dem Marktplatz noch ein-mal einen großen Auf-marsch, um auf den End-
sieg einzuschwören. Diesem "Spektakel" wohnten mehrere hundert Zuschauer bei. Das war aber auch der letzte große Auf-tritt in dieser Form in der Stadt, denn allmählich bereiteten sich die Einwohner auf die heran-rückende Frontlinie vor. Aber selbst in dieser aussichtslosen Lage und wohl um den Schein der Normalität bei der Bevölkerung zu wahren, bereitete der Spielausschuss tatsächlich noch die Austragung der sechsten Kriegsmeisterschaft vor. Diese sollte im November 1944 starten und
in den Gruppen Cottbus, Spremberg und Senftenberg stattfinden. Im "Senftenberger Anzeiger" war davon jedoch nichts mehr zu erfahren, was den Schluss nahe legt, dass diese Gruppe aus Mangel an spielfähigen Mannschaften einfach nicht mehr zustande kam. Lediglich über den VfB Senftenberg tauchten noch ab und an Vorschauen und kurze Spielberichte über Freundschaftspartien, hauptsächlich gegen Soldatenmannschaften, auf. So auch noch einmal am ersten Weihnachtsfeiertag 1944, als der VfB gegen eine Soldatenelf 4:4 spielte. Dies war das nachweislich letzte Ergebnis eines Fußballspiels, was im "Senftenberger Anzeiger" veröffentlicht wurde. Es folgte zwar noch eine Spielankündigung für den 1. Januar 1945 (VfB Senftenberg gegen Rot-Weiß Naundorf), aber ob diese Partie dann tatsächlich noch stattgefunden hat, darf zumindest bezweifelt werden. Am 18. April stellte der "Senftenberger Anzeiger" mit dem Heranrücken der Roten Armee ihre Veröffentlichung ein.
Der Ablauf und das Ende der Kampfhandlungen in der Lausitz und in Großräschen beschreibt sehr detailliert die „Chronik der Stadt Großräschen“ von 1998 und soll daher hier mit aufgeführt werden:
„Am 16. April 1945 setzte die 1. Ukr. Front an 133 Stellen über die Neiße. Am 17. April 1945 gelangten die Panzereinheiten der 1. Ukr. Front über die Spree und nahmen Neupetershain (18. April) und Spremberg (21. April) ein. In Neupetershain wurden 24 Panzer, 55 Panzerwagen und 118 Kfz der Deutschen vernichtet sowie 673 deutsche Soldaten gefangengenommen. Beim Kampf um Spremberg fielen 5000 dt. Soldaten. Die restlichen Einheiten, auch aus dem Kessel Welzow, flohen nach Westen und wurden von der Roten Armee in den Wäldern östlich Großräschens, nördlich von Freienhufen und südöstlich von Finsterwalde aufgegriffen. Am 21. April überschritten sie die Autobahn und zogen weiter nach Westen.
Bis zum März 1945 blieb Großräschen von Kriegseinwirkungen verschont. In diesem Monat quartierte sich der Stab des Generalfeldmarschalls Ferdinand Schörner, Befehlshaber der 17. Armee und der 1. und 4. Panzerarmee, mit einer Nachrichtentruppe in Bückgen ein. Dieser Heerführer bezog die Villa des Direktors Klitzing, sein Stab das Ledigenheim und die Soldaten verschiedene Wohnhäuser und das Lyzeum. Die Allierten bekamen wohl davon Kenntnis und bombardierten Bückgen am Samstag, dem 17. März, gegen 11:30 Uhr. Fliegeralarm gab es gegen 10:00 Uhr. Dieser Angriff, ebenso der auf Ortrand und Cottbus, ist im Zusammenhang mit dem Hauptangriff auf die „Brabag“ (Braunkohle-Benzin Aktiengesellschaft), jetzt BASF Schwarzheide, zu sehen. Der General war bereits einen Tag vorher abgereist. Die Brikettfabrik Victoria 1, die Sauerstoffabrik, die Ilse-Direktionsvilla auf dem Ilseberg, Jachmanns Grundstück […], Stahn's Haus in Bückgen und das Kraftfahrerwohnhaus der Ilse an der Poschmühle wurden völlig zerstört. […] Weiterhin wurden die Brikettfabrik Aufstieg, die Almahütte, mehrere Häuser, z.B. das weiße Haus in der Parkstraße 5, das Ledigenheim und das Beamtenhaus […] beschädigt. Weitere Schäden entstanden an Straßen und Gleisanlagen sowie durch wie Raketen umherfliegende und explodierende Sauerstoffflaschen. Zurück blieben Unglück, Leid und 33 Tote unter der Zivilbevölkerung, darunter sechs Kinder, und ein Schwerverletzter, der am 8. April starb. Drei Wehrmachtsangehörige starben ebenfalls. Am Abreisetag des Generals wurde ein auf der Ilse-Kreuzung aufgegriffener Soldat standrechtlich erschossen. Bereits fünf Tage nach dem Bombenangriff stürzte ein angeschossenes Flugzeug der 15. Airforce-Bomberflotte in Großräschen-Ost auf das Eisenbahnerwohnhaus, K.-Kollwitz-Straße 22. Dabei starben fünf Jugendliche und drei Erwachsene.
In den Morgenstunden des 21. April 1945 waren von größerer Entfernung Panzer zu hören. Daraufhin schlossen Volkssturmsoldaten die Panzersperre auf der Chaussee nach Altdöbern. Immer drei Mann hatten ein Gewehr und wenige Panzerfäuste. Um 9 Uhr versammelten sich die verbliebenen Antifaschisten und legten weitere Maßnahmen fest. Sie beschlossen, Großräschen kampflos zu übergeben, da Wehrmachtseinheiten u.a. Kampfverbände der Faschisten nicht mehr im Ort waren. Nazis sowie Bürgermeister Momberg hatten bereits am 20. April den Ort verlassen. Die vorhandenen Panzersperren, auch die im Ort, wurden wieder geöffnet und zwei weiße Fahnen aus dem Fenster des evangelischen Kirchturmes gehängt, um so die Bereitwilligkeit der Ortsübergabe an die Rote Armee zu signalisieren. Eine Kradstreife der Senftenberger Feldgendarmerie ließ sie entfernen. Anschließend wurden sie wieder gehisst. Gegen 16:00 Uhr rollten die ersten Panzer aus Richtung Altdöbern heran. Ihnen gingen die Antifaschisten Zeinert und Freund mit weißen Tüchern entgegen und übergaben am Chausseehaus die Gemeinde Großräschen kampflos. Trotzdem entstanden an Gebäuden Sachschäden durch explodierende Geschosse, die aus westlicher Richtung auf Großräschen abgefeuert worden waren.
In den Totenlisten des Amtes wurden für die Gemeinden Großräschen und Bückgen 19 und für Woschkow 5 Soldaten angegeben, für die letzteren galt das Todesdatum 21. April. Zwei Großräschener fielen als Volkssturmsoldaten. In Bückgen kam am 19. April ein Fünfzehnjähriger beim Spielen mit einer Panzerfaust ums Leben. Am darauffolgenden Tag erschoss eine russische Patroille den Bückgener Jakubasch. Im Totenbuch waren noch weitere Tote aufgeführt, die in dieser Zeit an verschiedenen Orten gefunden wurden. Ebenso tragisch ist der Tod zweier Familien vom 21. und 24. April durch Selbstmord. Nach Amtsschätzungen waren zwischen 1939 und 1945 ca. 330 – 380 Bürger im Krieg gefallen, vermisst oder an Verletzungen gestorben.“
Am 8. Mai 1945 kapitulierte dann Deutschland endgültig und der zweite Weltkrieg und das sinnlose Morden fanden endlich sein Ende.