Im Sommer 1943 befanden sich die deutschen Truppen im Osten überall auf dem Rückzug. Ungeheure Menschenmassen wurden in diesem sinnlosen Krieg verheizt. Unsägliches Leid widerfuhr der Bevölkerung, die den Verlust ihrer Angehörigen zuhauf zu beklagen hatte. Auch im "Senftenberger Anzeiger" häuften sich die Todesanzeigen. Dass in einer solchen Situation immer noch das runde Leder rollte, war wohl nur dem Wunsch der Bevölkerung nach Abwechslung aus dem zermürbenden Kriegsalltag zu verdanken. Der FC Alemannia Großräschen konnte ja bekanntlich seit dem Sommer 1942 keine Herrenmannschaft für den Spielbetrieb mehr stellen und verlegte den Schwerpunkt seiner Aktivitäten nun notgedrungen auf die Jugend. Und die zahlte das mit glänzenden sportlichen Ergebnissen zurück. Zunächst wurde die Gruppe Ost der Gebiets-Bann-meisterschaft Senftenberg erfolgreich beendet. Anschließend ging es in den Endspielen mit dem West-Ersten, der BSG BRABAG Schwarzheide, um den Gesamtgewinn. Am Ostersonntag besiegten die Alemannia-Jungen ihre gleichaltrigen Gegner zu Hause mit 6:2 und auch beim Rückspiel nur einen Tag später in Schwarzheide gewannen die Großräschener klar mit 5:0 und holten sich somit den Titel des Abschnitts Senftenberg. Nun folgten die Kämpfe um die Lausitzer Meisterschaft. Auch hier blieb der Großräschener Nachwuchs nach Siegen bei Eintracht Welzow (3:0) und zu Hause gegen Amicitia Forst (8:2) erfolgreich und wurde Lausitzer Jugendmeister. Ein letzter großer Erfolg des FC Alemannia Großräschen, der trotz des nahenden Untergangs die Basis für eine erfolgreiche Zukunft geschaffen hatte.
Im Männerbereich ging der Abgesang der Vereine weiter. Man spielte erneut in den Staffeln Cottbus und Senftenberg, wobei die Cottbuser Staffel nach der Hinzunahme der beiden Finsterwalder Klubs SpVgg und TV 1862 zusätzlich noch in die Gruppen Nord und Süd untergliedert wurde. In der Staffel Senftenberg traten nur noch folgende 4 Mannschaften zu einer Mini-Meisterschaft an:
VfB Senftenberg 1910 SVgg Eintracht Welzow SV Marga BSG BRABAG Schwarzheide |
Viele erwarteten einen spannenden Dreikampf zwischen den Schwergewichten Marga (Absteiger aus der Gauliga Berlin/Brandenburg), BRABAG (Teilnehmer an den vorangegangenen Finalspielen um die Lausitzer Meisterschaft) und Vorjahresmeister Welzow. Am Ende setzte sich aber die größere Erfahrung der Marganer durch und mit nur einem Punktverlust (2:2 beim VfB Senftenberg) konnte der Staffelsieg der Region Senftenberg gewonnen werden. In den Cottbuser Staffeln trugen sich der FV Brandenburg 1899 Cottbus und die durch Soldaten massiv verstärkte Elf des TV 1862 Spremberg in die Siegerliste ein. Bei der Endrunde der drei Besten kam es dann zu einem Eklat. Nachdem alle Partien absolviert waren, legte der TV 1862 Spremberg Berufung gegen ein durch das Sportgericht zuvor gefälltes Urteil, was den Sprembergern den Punktgewinn beim 1:1 zu Hause gegen Brandenburg Cottbus aberkannte, ein, weil die Gastgeber einen nicht spielberechtigten Akteur einsetzten. Diesem Einspruch wurde stattgegeben und der TV Spremberg durfte seine gesamten Gruppenspiele noch einmal austragen. Es half ihnen aber nichts mehr. Zunächst kassierten sie in Cottbus eine 1:2-Niederlage, dann kamen sie zu Hause gegen Marga über ein 0:0 nicht hinaus und schließlich gab es im Rückspiel in Marga eine satte 0:7-Klatsche. Nach dieser Begegnung stand der SV Marga als Westlausitzer Meister fest, so dass auf die Austragung der letzten Partie, TV Spremberg gegen Brandenburg Cottbus, verzichtet wurde. Der neue Titelträger trat anschließend gegen den Ostlausitz-Meister, dem 1. FC Guben, in einem Qualifikationsspiel zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Gauliga an. Diese Partie fand am 21. Mai 1944 in Berlin statt. Vor 600 Zuschauern unterlag Marga knapp mit 3:4 und musste somit seine Hoffnungen auf die Rückkehr in die höchste Spielklasse begraben.
Ende Mai und Juni 1944 legten schwere amerikanische Luftangriffe das Werksgelände der BRABAG Schwarzheide in Schutt und Asche. Dies war dann gleichzeitig wohl auch das Ende der kurzen erfolgreichen Ära der Schwarzheider Werkself. Zumindest traten sie ab diesem Zeitpunkt in der Öffentlichkeit nicht mehr in Erscheinung.
ten. 104 Mitglieder kämpften in der Wehrmacht an den Fronten oder versahen im Reichsarbeitsdienst ihre "Pflicht für's Vaterland". Es wurde aber zumindest im Rahmen der bescheidenen Feierlichkeiten ein Jugend-Fußballturnier durchgeführt, welches die Gastgeber am Ende siegreich gestalten konnten.
Im Sommer 1944 kam es auch noch einmal zur Auspielung des "Ehrenschilds der Stadt Cottbus". Da aus dem Raum Senftenberg nur noch der SV Marga und der VfB Senftenberg für diesen Wettbewerb meldeten, kehrten die SpVgg Finsterwalde und der TV 1862 Finsterwalde in die Staffel zurück, während die SVgg Eintracht Welzow in die Staffel Cottbus überwechselte. Die Staffel Senftenberg hatte demnach folgendes Aussehen:
VfB Senftenberg 1910 TV 1862 Finsterwalde SV Marga SpVgg Finsterwalde |
Während des Wettbewerbes erwischte es diesmal die SpVgg Finsterwalde, die den Spielbetrieb nicht mehr aufrecht erhalten konnte und sich zurückzog. Am Ende wurde wieder einmal der SV Marga seiner Favoritenrolle gerecht und gewann diese Miniliga klar mit 7:1 Punkten vor dem TV 1862 Finsterwalde und dem VfB Senftenberg. Die Endspiele fanden dann am 6. August 1944 erneut in Cottbus statt. Im Spiel um Platz 3 und 4 unterlag der TV Finsterwalde nach Losentscheid dem FV Brandenburg 1899 Cottbus, nachdem es zuvor nach Verlängerung 5:5 gestanden hatte. Im Finale verteidigte der TV 1862 Spremberg gegen den SV Marga in einer torreichen Auseinandersetzung (6:4) seinen Titel aus dem Vorjahr.
Damit ging die letzte halbwegs geregelte Saison, wenn man das noch so bezeichnen darf, während der Nazizeit zu Ende. Von nun an galt es vorrangig nur noch, das eigene Überleben zu sichern. An Sport geschweige denn Fußball verschwendete vorerst keiner mehr einen ernsthaften Gedanken...