Das Ligensystem aus dem Vorrjahr hatte sich in der Praxis bewährt und so startete der Gau Senftenberg auch in die Saison 1923/24 mit zwei Spielklassen. In der Gauliga spielten die altbekannten Mannschaften VfB Senftenberg 1910, SC Corona 1910 Neupetershain, SV 1919 Hoyerswerda, SC Viktoria 1911 Costebrau, VfB Klettwitz 1913 und der Vorjahresaufsteiger SC Hertha 1915 Hörlitz. Aufgrund der weiterhin schlechten wirtschaftlichen Lage verschwanden im Unterbau der Gauliga erneut einige Vereine in der Versenkung bzw. nahmen nicht mehr am Spielbetrieb teil (VfR Senftenberg, TV Germania Dobristroh, SC Wacker Viktoria III Naundorf), so dass sich der Gau-Ausschuss dazu entschloss, die beiden Gauklassen-Staffeln zusammenzufassen. In dieser kämpften die Vereine SC Preußen Meuro, FC Alemannia Großräschen, MTV Wittichenau (neu), VfB Senftenberg 1910 I (hierbei handelt es sich im eigentlichen Sinne um die II. Mannschaft. Da sie aber in der I. Gauklasse spielte, bekam sie die Bezeichnung „I“ zugesprochen), SpVgg Eintracht Welzow, SC Germania 1910 Ruhland (nahmen den Spielbetrieb wieder auf), VfR Lautawerk und SC Wacker Drebkau.
In der Gauliga entbrannte erneut der Zweikampf zwischen dem VfB Senftenberg und Corona Neupetershain um den Meistertitel. Diesmal hatten sich die Planer im Gau-Ausschuss aber gründlich verkalkuliert, denn durch Protest am „grünen Tisch“ erzwungene Wiederholungsspiele und starkes Tauwetter hatten den Spielplan doch arg ins Hintertreffen gebracht. So entstandt die skurile Situation, dass beide Vereine Ende Januar punktgleich an der Spitze standen, der Teilnehmer an der Bezirksmeisterschaft jedoch gemeldet werden musste (siehe Artikel links). So setzte man kurzerhand ein Entscheidungsspiel am 27. Januar 1924 zwischen beiden Teams an, welches der SC Corona 1910 Neupetershain in Welzow mit 3:1 gegen den VfB Senftenberg 1910 gewann und somit an der Bezirksmeisterschaft teilnehmen durfte. Die Saison ging aber anschließend noch wochenlang weiter und am 13. April 1924 erreichte der VfB Senftenberg 1910 nach einem abschließenden 10:1-Kantersieg beim SC Viktoria 1911 Costebrau sein Ziel und wurde der neue Gauliga-Meister. In der Zwischenzeit fanden aber auch schon die Spiele zur Bezirksmeisterschaft statt. Es waren haargenau dieselben Mannschaften, die schon 1922/23 um den Titel kämpften. Erneut musste der Senftenberger Titelträger die Überlegenheit der Forster und Cottbuser Vertreter anerkennen, verlor am 10. Februar 1924 in Forst bei Viktoria glatt mit 0:5 und eine Woche später in einheimischen Gefilden (Welzow) gegen den Cottbuser FV 1898 mit 1:7. Dieses Mal revanchierte sich jedoch der FC Viktoria 1901 Forst für die Niederlage aus der Vorsaison, schlug den Cottbuser FV 1898 überraschend deutlich mit 7:1 und wurde neuer Bezirksmeister der Niederlausitz. Bei der anschließenden Südostdeutschen Verbandsmeisterschaft reichte es aber hinter den Vereinigten Breslauer Sportfreunden nur zum zweiten Platz, womit man knapp an der Teilnahme zu den Spielen um die Deutsche Fußballmeisterschaft scheiterte.
Auch die Gauklasse blieb vom Wetterchaos im Winter 1923/24 nicht verschont, nur hatte das hier nicht die gravierenden Auswirkungen wie eine Spielklasse höher, da es keine weiterführenden Wettbewerbe gab und man die ausgefallenen Partien in Ruhe im Frühjahr zu Ende spielen konnte. In dieser Saison machte der FC Alemannia Großräschen ernst und „grüßte“ vom Serienbeginn an von der Tabellenspitze. Dabei gelang mit einem 16:0(!!!)-Auswärtssieg am 7. Oktober 1923 beim MTV Wittichenau wohl ein historischer Sieg für die Geschichtsbücher. Aber auch die Gauklasse blieb von sportpolitischen Entscheidungen nicht verschont. Neben den immer noch zahlreich erstrittenen Punkten und Spielwiederholungen am „grünen Tisch“ abgesehen, wurden im Verlauf der Saison die Vereine SC Preußen Meuro, SC Wacker Drebkau, MTV Wittichenau und auch erneut der SC Germania 1910 Ruhland von der Weiterführung der Meisterschaft ausgeschlossen. Dies bedeutete nicht, so wie man das heute kennt, dass alle betreffenden Ergebnisse aus der Wertung genommen wurden, nein, die ab dem Zeitpunkt der ausgesprochenen Disqualifikation noch ausstehenden Partien wertete man kurzerhand mit 0:0-Toren und zwei Pluspunkten für den Gegner. Das erklärt auch die manchmal etwas skuril aussehenden Abschlusstabellen jener Zeit, vor allem im Hinblick auf die Torverhältnisse. Der FC Alemannia Großräschen machte dann am 13. April 1924 mit einem 4:1-Heimsieg über den VfR Lautawerk sein Meisterstück und qualifizierte sich damit für die sogenannten Liga-Befähigungsspiele gegen den Letzten der Gauliga, den VfB Klettwitz 1913.
Leider erschienen im „Senftenberger Anzeiger“ nur diese Vorschauen aber keine Ergebnisse. Es ist aber erwiesen, dass der FC Alemannia Großräschen diese beiden Spiele gewann und sich somit den Aufstieg zur Gauliga Senftenberg auch sportlich erkämpfte!
Im Sommer beschloss der Gau-Ausschuss eine Aufstockung der Gauliga von 6 auf 8 Mannschaften. Damit umging am Ende auch der VfB Klettwitz 1913 glücklich dem Abstieg. Das Teilnehmerfeld komplettierte der Zweite der Gauklasse, die SpVgg Eintracht Welzow, die nach zwei knapp gescheiterten Versuchen in den letzten beiden Jahren nun doch noch den Sprung nach oben schafften.
Zum Schluss noch zwei Begebenheiten, die wichtigen Vereinen unserer Region galten. Am 23. März 1924 erschien im „Senftenberger Anzeiger“ die Nachricht, dass der SV Grube Marga den Spielbetrieb wieder aufnahm und mit sofortiger Wirkung vom ATSB zum DFB zurückwechselte. Am 4. Mai 1924 gründeten bürgerliche Fußballbegeisterte in Zschipkau, nachdem der alte SC Askania Zschipkau zum Arbeitersport übergetreten war, den Ballspielverein (BV) Zschipkau neu. Beide Mannschaften wurden zur kommenden Spielzeit 1924/25 in die Gauklasse eingegliedert.
Trainer: /
Spiele:
11.07.23 | TS | Alemannia - SC Vorwärts 1919 Petershain | |
22.07.23 | TS | Alemannia - SVgg Lübben-Steinkirchen | 4:1 |
29.07.23 | TS | Alemannia - VfB Klettwitz 1913 | 1:6 |
02.09.23 | TS | SC Union 1905 Cottbus I - Alemannia | 0:1 |
09.09.23 | TS | Alemannia - SC Preußen Meuro | 2:2 |
16.09.23 | MS | VfR Lautawerk - Alemannia | 2:31 |
23.09.23 | MS | Alemannia - SC Preußen Meuro | 3:0 |
07.10.23 | MS | MTV Wittichenau - Alemannia | 0:16 |
14.10.23 | MS | Alemannia - VfB Senftenberg 1910 I | 4:11 |
21.10.23 | MS | Alemannia - SpVgg Eintracht Welzow | 4:3 |
28.10.23 | MS | SC Germania 1910 Ruhland - Alemannia | 0:1 |
WS | VfR Lautawerk - Alemannia | 1:1 | |
25.11.23 | MS | Alemannia - SC Wacker Drebkau | 3:0 |
16.03.24 | MS | VfB Senftenberg 1910 I - Alemannia | 0:2 |
23.03.24 | MS | SpVgg Eintracht Welzow - Alemannia | 1:3 |
30.03.24 | WS | Alemannia - VfB Senftenberg 1910 I | 4:0 |
13.04.24 | MS | Alemannia - VfR Lautawerk | 4:1 |
20.04.24 | TS | Alemannia - Cottbuser FV 1898 | |
21.04.24 | TS | Alemannia - Berliner FC Vorwärts 1890 (Liga-Reserve) | |
11.05.24 | TS | Alemannia - SpVgg Eintracht Welzow | |
01.06.24 | TS |
Alemannia - VfB Senftenberg 1910 (Sportfest Alemannia Großräschen) |
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22.06.24 | AS | Alemannia - VfB Klettwitz 1913 | |
29.06.24 | AS | VfB Klettwitz 1913 - Alemannia |
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Die Partien waren ursprünglich als Meisterschaftsspiele angesetzt. Da jedoch der Schiedsrichter nicht erschien, gingen die Begegnungen lediglich als Gesellschaftsspiele über die Bühne. |