Saison 1948/49

Liga: Landesklasse Brandenburg / Staffel Ost

 

Das Jahr 1948 brachte wieder wichtige sportpolitische Entscheidungen und soll deshalb hier auch noch einmal etwas genauer erläutert werden, weil diese Maßnahmen u. a. die Ursache für die teils absonderlichen Namensgebungen der Vereine (Sportgruppen) in den nächsten zwei Jahren darstellten.

Nach dem Scheitern der Londoner Konferenz der Siegermächte kam es in den ersten Monaten des Jahres 1948 zu einschneidenden Veränderungen in der Sowjetischen Besatzungszone. Infolge der generellen Orientierung am sowjetischen Witschafts- und Gesellschaftsmodell erfolgte die Ausrichtung ganz klar auf eine Einheitssportbewegung, die zunächst weiter unter der Regie der Freien Deutschen Jugend (FDJ) laufen sollte. Anfang Juni 1948 kam es jedoch zu einer Änderung bezüglich der Frage der Trägerschaft. Auf Geheiß der SED-Führung beschlossen der Bundesvorstand des Freien Deutschen Gewerkschafts Bundes (FDGB) und der Zentralrat der FDJ, die Entwicklung der Sportbewegung gemeinsam zu übernehmen. Weitere entscheidende Weichenstellungen für die neue Sportbewegung erfolgten auf der 11. Tagung des Parteivorstandes der SED Ende Juni 1948. Mit dem hier gefassten Beschluss über einen Zweijahresplan für 1949/50 wuchs auch die Verantwortung der Betriebe für den Sport. Nach Auffassung der SED-Führung sollten in Zukunft die SG'en innerhalb von Industriebetrieben angesiedelt werden. Auf dieser Tagung legte man ferner „Richtlinien zum Aufbau einer einheitlichen Sportbewegung“ fest. Darin wurde der FDGB neben der FDJ offiziell als Träger der Sportbewegung anerkannt. In den verbleibenden Monaten des Jahres ging der organisatorische Aufbau der Sportbewegung weiter. In den Kreisen und Ländern kam es zur Gründung von Sportausschüssen, welche die noch vorhandenen Sportämter ablösten. Am 1. August 1948 erfolgte ein Aufruf der FDJ und des FDGB zur Gründung einer „einheitlichen demokratischen Sportbewegung“. Am 1. Oktober 1948 kam es dann in Berlin zur offiziellen Gründung der Leitung der neuen Sportbewegung, dem Deutschen Sportausschuss (DS). Mit diesem Schritt nahm die strukturelle Entwicklung des ostdeutschen Sports nach 1945 ein vorläufigges Ende.

Was bedeutete das nun konkret für die Vereine? Nach Verabschiedung der Maßnahmen (vor allem der Ansiedlung der SG'en in Betrieben) gingen die Vereine (SG'en) Trägerschaften mit vor Ort befindlichen Betrieben ein. So entstanden später Vereinsnamen wie z.B. BSG Textil Cottbus, BSG Ostglas Hosena, BSG Einigkeit Senftenberg, BSG Synthesewerk Schwarzheide usw. (BSG = Betriebs-Sport-Gemeinschaft). Wo mehrere Betriebe involviert waren, wurden die SG'en zu ZSG'en (Zentrale-Sport-Gemeinschaft). So war es auch bei der SG Großräschen, die sich am 1. Juni 1949 in ZSG Großräschen umbenannte. Erst später, zu Beginn der 1950'er Jahre, bekamen die meisten BSG'en dann die DDR-typischen Vereinszusätze wie „Aktivist“, „Einheit“, „Chemie“ oder „Motor“, wo dann nicht mehr der einzelne Betrieb Erwähnung fand, sondern nur noch die Sparte in welcher dieser wirkte (z.B.: Chemie = chemische Industrie, Glasmacherei; Aktivist = Bergbau; Motor = metallverarbeitende Industrie; Einheit = Landwirtschaft usw.).

In Großräschen waren diese sportpolitischen Entscheidungen und Entwicklungen im Herbst 1948 aber erst einmal eher zweitrangig. Eine Zwangsvereinigung der SG Großräschen und der SG Großräschen-Süd stand im Raum, wogegen sich vor allem die „Südler“ aus dem ehemaligen Bückgen vehement wehrten. Was war passiert? Nach der Eingemeindung von Bückgen am 1. März 1946 nach Großräschen gab es in der Gemeinde (das Stadtrecht wurde erst am 1. Juli 1965 verliehen) plötzlich zwei Sportgemeinschaften. Der im Dezember 1946 neu gewählte Bürgermeister Arthur Gündel hatte sich in den Kopf gesetzt, nur noch einen starken Verein für den ganzen Ort aufzubauen. Kraft seiner Machtbefugnisse sollte diese Vereinigung noch 1948 durchgedrückt werden. Allerdings konnte sich die SG Großräschen-Süd so lange erfolgreich dagegen wehren, bis die neue Meisterschaftsserie schon wieder gestartet war. Damit war eine schnelle Fusion erst mal vom Tisch, aber der Bürgermeister blieb hartnäckig. So fanden im Oktober/November 1948 (genaue Termine leider noch nicht bekannt) zwei Repräsentationsspiele zwischen der SG Großräschen und der SG Großräschen-Süd statt, um diejenigen Spieler zu ermitteln, die zukünftig die I. Mannschaft des Fusionsvereins bilden sollten. Die erste Partie endete in Großräschen-Süd 1:1, was als großer Erfolg der klassentieferen Gastgeber zu werten war. Dementsprechend „feierten sie die ganze Woche das Unentschieden“ [O-Ton des Zeitzeugen Alfons Mory]. Im Rückspiel machte dann der Favorit aber ernst und gewann haushoch mit 10:1. Trotzdem wurden folgende Spieler der SG Großräschen-Süd für die „neue“ Mannschaft nominiert [Quelle: alte Chronik der BSG Aufbau Großräschen]:

 

  • Siegfried Wildner

  • Gerhard Jankowiak

  • Joachim Wienicke

  • Gerhard Werschke

  • Heinz Jungnickel

  • Günter Melisch

 

Laut Aussage von Zeitzeuge Alfons Mory stießen diese Spieler dann zur Winterpause zur SG Großräschen hinzu und verstärkten fortan die aktuelle Mannschaft in der Rückrunde.

Der weitere Verlauf der versuchten Zwangsfusion ist noch unklar. Die „Südler“ wehrten sich weiterhin erfolgreich und erreichten immerhin, dass sie ab Juni 1949 als ZSG Großräschen-Süd mehr oder weniger eigenständig weiterspielen durften. Als es dann am 22. Oktober 1950 zur Umbenennung der ZSG Großräschen in BSG Chemie Großräschen kam, war urplötzlich die Chance zur eigenen Selbstständigkeit wieder gegeben. Unter dem Argument, das Großräschen-Süd schon immer mit dem Bergbau verbunden war und deshalb nicht den Namen „Chemie“ tragen könne, erreichten sie schließlich ihr Ziel und spielten fortan bis zur politischen Wende 1989 unter dem Namen BSG Aktivist Großräschen-Süd eigenständig weiter. Die besten Fußballer hatten sie allerdings an den Stadtkonkurrenten verloren, was noch viele Jahre lang für starke Antipathien auf beiden Seiten sorgte.

Die SG Großräschen, mit den besten Spielern vom Stadtkonkurrenten im Winter ordentlich verstärkt, landete schließlich auf dem 3. Abschlussrang, was am Ende die direkte Qualifikation für die eingleisige Landesklasse Brandenburg für die Meisterschaftsserie 1949/50 bedeutete.

 

 

Trainer: /

 

Spiele:

17.04.1949 TS SG - SG Ströbitz 2:1
  TS SG - SG Weißwasser 5:1
  TS SG Weißwasser - SG 2:6
  TS SG Welzow - SG 1:7
  TS SG Großenhain - SG 3:3
  TS SG - SG Straupitz 8:2
26.05.1949 TS SG - BSG Franz Mehring Marga 2:1
  TS SG Löbau - SG 1:1
  TS SG Bockwitz - ZSG 2:10
  TS BSG Synthesewerk Schwarzheide - ZSG 2:3
  TS SG Klettwitz/Annahütte - ZSG 2:6

 

Abschlusstabelle:

Pl. Mannschaften Sp Tore Punkte
01. SG Grube Marga                           18 64:14 29:7
02. SG Rot-Weiß Cottbus 18 50:17 26:10
03. SG Großräschen 18 47:34 23:13
04. SG Kiekebusch 18 34:25 23:13
05. SG Guben-Mitte 18 47:35 20:16
06. SG Spremberg-Slamen 18 42:54 19:17
07. SG Forst-Mitte 18 41:34 15:21
08. SG Schipkau 18 44:54 15:21
09. SG Hörlitz 18 17:66 5:31
10. SG Frankfurt/Oder-West 18 30:83 5:31

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Statistiken und Spielberichte

 

 

Testspiel am 17.04.1949

SG Großräschen - SG Ströbitz 2:1

Torschützen:

 

Zuschauer:


Schiedsrichter:

 

SG:

 

Testspiel 04/1949

SG Großräschen - SG Weißwasser 5:1

Torschützen:

 

Zuschauer:


Schiedsrichter:

 

SG:

 

Testspiel

SG Weißwasser - SG Großräschen 2:6

Torschützen:

 

Zuschauer:


Schiedsrichter:

 

SG:

 

Testspiel 05/1949

SG Welzow - SG Großräschen 1:7

Torschützen:

 

Zuschauer:


Schiedsrichter:

 

SG:

 

Testspiel 05/1949

SG Großenhain - SG Großräschen 3:3

Torschützen:

 

Zuschauer:


Schiedsrichter:

 

SG:

 

Testspiel 05/1949

SG Großräschen - SG Straupitz 8:2

Torschützen:

 

Zuschauer:


Schiedsrichter:

 

SG:

 

Testspiel am 26.05.1949

SG Großräschen - BSG Franz Mehring Marga 2:1

Torschützen:

 

Zuschauer: 3000


Schiedsrichter:

 

SG:

 

Testspiel 05/1949

SG Löbau - SG Großräschen 1:1

Torschütze:

 

Zuschauer:


Schiedsrichter:

 

SG:

 

Am 1.6.1949 erfolgte die Umbenennung der SG Großräschen in ZSG Großräschen.

Testspiel 06/1949

BSG Synthesewerk Schwarzheide - ZSG Großräschen 2:3

Torschützen:

 

Zuschauer:


Schiedsrichter:

 

ZSG:

 

Testspiel 06/1949

SG Klettwitz/Annahütte - ZSG Großräschen 2:6

Torschützen:

 

Zuschauer:


Schiedsrichter:

 

ZSG:

 

Es gibt wieder SVG Schals!

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