Die abgelaufene Saison 1920/21 brachte eine neue Erkenntnis zu Tage und zwar die, dass die Leistungsstärke zwischen den verschiedenen Mannschaften doch recht deutlich variierte. Auch der Tatsache geschuldet, dass sich immer mehr Mannschaften dem offiziellen Spielbetrieb anschlossen, beschloss der „Niederlausitzer Fußballverband“ eine erneute Strukturreform. Als Unterbau der höchsten Spielklasse, der Bezirksliga Niederlausitz, wurden drei IA-Klassen in den Staffeln Cottbus, Forst und Senftenberg geschaffen. Darunter schuf man als Neuerung vier IIA-Klassen, die ebenfalls in den Staffeln Cottbus, Forst und Senftenberg spielten. Aufgrund der Vielzahl an Mannschaften gliederte man die Staffel Senftenberg noch einmal in zwei Gruppen (I und II) auf. Damit wurde ein Ligensystem erschaffen, dass den damaligen Leistungsstärken der jeweiligen Mannschaften am besten gerecht wurde. Für den Senftenberger Raum bedeutete dies, dass die von der Abschlussplatzierung der Saison 1920/21 her stärksten Mannschaften die IA-Klasse bildeten, während der Rest mit den neu angemeldeten
Vereinen in der IIA-Klasse spielten. Der „Senftenberger Anzeigers“ veröffentlichte in seiner Ausgabe vom 1.9.1921 (siehe Bild) die neue Spielklassenstruktur. Demnach kämpften in der IA-Klasse die Mannschaften VfB Senftenberg 1910, SC Germania 1910 Ruhland, VfB Klettwitz 1913, SC Corona 1910 Neupetershain, SV 1919 Hoyerswerda, SC Viktoria 1919 Costebrau und VfR Lautawerk um die Meisterschaft. Die IIA-Klasse bildeten (vermutlich) in der Gruppe I: FC Alemannia Großräschen, SC Vorwärts 1919 Petershain, FC Germania Bernsdorf, BC Wacker Grube Erika, SV 1920 Niemtsch, SpVgg Eintracht Welzow und in der Gruppe II: SC Askania Zschipkau, TV Viktoria I Marga (neu), SC Wacker Viktoria III Naundorf, SC Hertha 1915 Hörlitz, VfR Senftenberg (neu) und MTV Annahütte (neu). „Vermutlich“ deshalb, da es auch für diese Saison leider keine tabellarischen Übersichten oder ähnliches gab. Die hier erfolgte Zuordnung setzt sich einschließlich aus den wenigen vorliegenden Informationen des „Senftenberger Anzeigers“ (Spielankündigungen, Berichte), der geografischen Lage der Vereine sowie der Tatsache, das Meisterschaften der damaligen Zeit im Deutschen-Fußball-Bund in der Regel sechs bis acht Mannschaften umfasste, zusammen. Wie schwierig solch eine Bestimmung ist verdeutlicht der Fakt, das z.B. über die Vereine aus dem Hoyerswerdaer Raum (Bernsdorf, Grube Erika, SV 1919 Hoyerswerda) überhaupt nichts berichtet wurde. So kann es auch gut möglich sein, dass einige Mannschaften trotz der weiter oben angekündigten Teilnahme nicht am Spielbetrieb mitwirkten oder sich später von der Meisterschaft zurückzogen. Gesichert durch Meldungen im „Senftenberger Anzeiger“ ist lediglich, dass der TV Germania Dobristroh (heute Freienhufen) zusätzlich noch in den Meisterschaftsbetrieb der IIA-Klasse, Gruppe I eingegliedert wurde.
Über den Saisonverlauf des FC Alemannia Großräschen ist im „Senftenberger Anzeiger“ leider nur sehr wenig überliefert. Aus der Hinrunde liegen fast überhaupt keine Daten vor. Erst zum Ende der Rückrunde, die der damaligen Zeit entsprechend im März abgeschlossen wurde, ist von einem entscheidenden Spiel gegen den SC Vorwärts 1919 Petershain um die Gruppenmeisterschaft die Rede. Dieses wurde gewonnen (Ergebnis leider noch unbekannt) und der erste Platz in der Gruppe I der IIA-Klasse belegt. Der erste Titel einer Großräschener Fußballmannschaft!!! Da es zur damaligen Zeit üblig war, auch in den unteren Spielklassen einen Gesamtmeister auszuspielen (hier ging es offiziell um die Bezirksmeisterschaft der IIA-Klassen), traten die Sieger der Staffel Forst, die Turnerschaft Guben, der Staffel Cottbus, der SC Favorit Cottbus, und die beiden Gruppensieger der Staffel Senftenberg, der SC Askania Zschipkau (Sieger Gruppe II) und der FC Alemannia Großräschen gegeneinander an. Diese Bezirksmeisterschaft wurde höchstwahrscheinlich im heute praktizierten Pokalmodus ausgetragen, da im Inserat (siehe Bild) der Hinweis „bis zur Entscheidung“ auftaucht.
Auf alle Fälle war jedoch nicht vorgesehen, dass der Ausgang dieser Endrunde irgendeinen Einfluss auf weitere sportliche Tendenzen (Aufstieg, Teilnahme an Relegationsrunden usw.) hatte, was später dann jedoch widerlegt werden sollte. Somit trat am 30.4.1922 der FC Alemannia Großräschen auf dem Sportplatz des VfB Senftenberg 1910 zum Halbfinale gegen den SC Askania Zschipkau an. Leider fehlt auch von diesem Spiel (noch) das Ergebnis. Es bleibt nur die Erkenntnis, dass Zschipkau siegreich geblieben sein muss, denn sie trafen 14 Tage später auf den Sieger der anderen Partie, den SC Favorit Cottbus, und gewannen auf dem Platz des SC Favorit mit 8:2 nach Verlängerung (vorher: 2:2). Somit durfte sich der SV Askania Zschipkau für die Saison 1921/22 mit dem Titel „Bezirksmeister der IIA-Klasse“ schmücken.
In der IA-Klasse der Staffel Senftenberg setzte sich wie in der Vorsaison der VfB Senftenberg 1910 durch, scheiterte aber in zwei Ausscheidungsspielen um die Meisterschaft der IA-Klasse am SC Union 1905 Cottbus. Welche Rolle der Sieger der Staffel Forst bei dieser Endrunde spielte, ob er überhaupt teilnahm, ist leider noch unbekannt. Am Ende erwies sich nämlich diese Ausscheidungsrunde als sportlich wertlos, da etwa zur gleichen Zeit durch den „Niederlausitzer Fußballverband“ eine grundlegende Neustrukturierung beschlossen wurde. Aufgrund der zunehmenden Inflation in Deutschland und der damit einhergehenden gravierenden Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen erfolgte die Abschaffung der Bezirksliga Niederlausitz als höchste Spielklasse und die Gründung der Gaue Cottbus, Forst und Senftenberg, die fortan den Spielbetrieb als selbstständige Institutionen regelten. Mit diesem Beschluss hemmte man zwar vorübergehend etwas die sportliche Entwicklung, aber auf die politische und wirtschaftliche Situation (z.B. fielen die langen Auswärtsfahrten weg) bezogen, war dies eine notwendige und damit auch vollkommen richtige Entscheidung. Am 29.7.1922 erfolgte dann die offizielle Gründung des Fußballgaus Senftenberg, zu dessen ersten Vorsitzenden Herr Felix Fiekas aus Welzow gewählt wurde.
Diese sportpolitischen Maßnahmen hatten nun natürlich auch Einfluss auf die Ligenstruktur im Gau Senftenberg. Aus der IA-Staffel Senftenberg wurde die Gauliga Senftenberg als höchste Spielklasse. Alles weitere wird abermals spekulativ. Wohl um dem SC Askania Zschipkau die Chance zum Aufstieg einzuräumen, setzte man im August 1922 sogenannte „Liga-Befähigungsspiele“ zwischen den drei schlechtplatziertesten Mannschaften der abgelaufenen IA-Klasse (SC Germania 1910 Ruhland, VfR Lautawerk, SV 1919 Hoyerswerda) und dem „internen“ Sieger des Ausscheidungsspiels der beiden Gruppenmeister der IIA-Klasse,Staffel Senftenberg, SC Askania Zschipkau und FC Alemannia Großräschen, an. Der SC Askania Zschipkau siegte am 20.8.1922 gegen den SC Germania 1910 Ruhland auf neutralem Platz in Senftenberg hoch mit 5:1, während sich der SV 1919 Hoyerswerda am gleichen Tag in Ruhland gegen den VfR Lautawerk durchsetzte (Ergebnis noch nicht bekannt). Damit schieden Ruhland und Lautawerk aus der obersten Spielklasse aus. Nun war eine Woche später die Begegnung zwischen dem SC Askania Zschipkau und dem SV 1919 Hoyerswerda als Qualifikationsspiel zur Gauliga in Klettwitz angekündigt. Leider enden hier die Quellen, so dass es über den Ausgang dieser Partie leider noch nichts weiter zu sagen gibt. Unabhängig vom Ergebnis oder ob das Spiel überhaupt noch stattgefunden hat, tauchten beide Vereine jedoch in der Saison 1922/23 dann zusammen in der Gauliga Senftenberg auf.
Für den FC Alemannia Großräschen endete die Spielzeit nach dem Ausscheiden aus der Bezirksmeisterschaftsendrunde der IIA-Klasse mit Teilnahmen an diversen Sportfesten (SC Preußen Meuro). Auch wurde in Gesellschaftsspielen gegen neue Gegner (VfR Olympia 06 Cottbus) gespielt. Den krönenden Abschluss bildete dann das Stiftungsfest zum dreijährigen Bestehen des Vereins Ende Juni 1922, wo den Großräschener Zuschauern noch einmal beste Fußballkost geboten wurde.
Trainer: /
Spiele:
03.07.21 | TS |
Alemannia - SC Wacker Viktoria III Naundorf (Sportfest Alemannia Großräschen) |
0:0 |
21.08.21 | TS | VfR Lautawerk - Alemannia | 6:0 |
MS | SC Vorwärts 1919 Petershain - Alemannia | 0:1 | |
11.12.21 | TS | TV Germania Dobristroh - Alemannia | 2:21 |
18.12.21 | MS | Alemannia - SC Vorwärts 1919 Petershain | ausgef. |
29.01.22 | MS | Alemannia - TV Germania Dobristroh | |
12.02.22 | MS | Alemannia - SC Vorwärts 1919 Petershain | ausgef. |
12.03.22 | MS | Alemannia - SC Vorwärts 1919 Petershain | |
02.04.22 | TS | Alemannia - SpVgg Eintracht Welzow | |
16.04.22 | TS | Alemannia - VfR Olympia 06 Cottbus | |
30.04.22 | RR |
SC Askania Zschipkau - Alemannia (in Senftenberg) |
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25.05.22 | TS | SC Preußen Meuro - Alemannia | |
25.06.22 | TS |
Alemannia - SC Wacker 1919 Drebkau (Sportfest Alemannia Großräschen) |
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Die Partie war ursprünglich als Meisterschaftsspiel angesetzt. Da jedoch der Schiedsrichter nicht erschien, ging die Begegnung lediglich als Gesellschaftsspiel über die Bühne. |