Saison 1947/48

Liga: Bezirksklasse / Staffel Westlausitz

 

Das Jahr 1947 brachte zunächst eine weitere Stabilisierung der Lebensverhältnisse und auch des Sportwesens. Immer mehr Sportgruppen (SG'en) entstanden und erweiterten somit den Spielbetrieb. Auch eine andere wichtige Begebenheit dieser Zeit soll hier nicht unterschlagen werden. Und zwar hatte die Lausitz, wie natürlich auch alle anderen Gegenden der sowjetischen Besatzungszone, mit großen Flüchtlingsströmen zu tun, die sich nach der Zwangsenteignung und Ausweisung der deutschen Bevölkerung aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, Grenzmark, Schlesien und Ostpreußen, bildeten. Für Großräschen zählten die Ämter 1945 bei 8864 Einheimischen schon 995 Flüchtlinge und 1947 bei 10060 Ortsansässigen sogar 1969 Umsiedler [Quelle: Chronik der Stadt Großräschen, 1998]. Dieses Bild bot sich in allen Städten und Gemeinden der Region. Aber die Flüchtlinge bereicherten, von den verständlichen organisatorischen Problemen einer solchen „Masseneinwanderung“ mal abgesehen, natürlich auch das kulturelle und sportliche Leben im Ort. Es gab Vereinseintritte zuhauf. Laut Aussage des Zeitzeugen Alfons Mory spielten zu dieser Zeit in Großräschen bis zu 5 Männermannschaften bei der SG. Dies sollte sich auch in der Leistungsfähigkeit widerspiegeln.

Bevor die Saison 1947/48 der Bezirksklasse Westlausitz startete, galt es erst einmal ein gutes halbes Jahr ohne Pflichtspiele zu überbrücken. Bekanntlich endete die erste Nachkriegssaison bereits Ende 1946, die Vorrundenspiele zur Landesmeisterschaft starteten jedoch erst im April 1947 und dauerten bis Ende Mai. Mitte Juni begannen die Spiele um die Brandenburgische Landesmeisterschaft, welche von da an im Pokalmodus ausgespielt wurden. Das Finale zwischen der SG Cottbus-Ost und der SG Forst-Mitte fand erst am 13. Juli 1947 statt und endete mit einem knappen 3:2-Sieg der Cottbuser. Die anderen nicht mehr an der weiteren Meisterschaft beteiligten Vereine, so auch sicherlich die SG Großräschen, werden die freie Zeit mit großer Wahrscheinlichkeit mit Freundschaftsspielen verbracht haben. Denn gerade „auf dem Lande“ wurden Gastauftritte zumeist mit Naturalien (Brot, Fleisch, Obst, Gemüse usw.) „belohnt“. In der damaligen entbehrungsreichen Zeit ein nicht zu unterschätzender Faktor. Vielleicht gab es auch den ein oder anderen lokalen Pokalwettbewerb, der von einer Institution, Zeitung o.ä. gestiftet wurde, um so wenigstens für etwas Wettkampfcharakter zu sorgen. Vom "Senftenberger Anzeiger" sind zumindest solche Wettbewerbe aus dem Winter 1947/48 (Pokal der Märkischen Volksstimme) und Sommer 1948 (Pokal um den „Rat der Stadt Senftenberg“) bekannt, die darauf schließen lassen, dass es solche Veranstaltungen wohl auch schon im Jahr zuvor gegeben hat. Die Meisterschaft in der Staffel Westlausitz verlief für die SG Großräschen blendend, denn am Ende stand sogar der 1. Platz zu Buche, der für die Teilnahme an den Brandenburgischen Landesmeisterschaften berechtigte. Aber man hatte sich leider zu früh gefreut...

 

 

Trainer: /

 

Spiele:

19.10.1947 MS

SG Senftenberg - SG Großräschen         

0:4

 

Abschlusstabelle:

Pl. Mannschaften Sp Tore Punkte
01. SG Großräschen                               20 67:29 33:7
02. SG Marga 20 76:30 32:8
03. SG Schipkau 20 63:37 29:11
04. SG Hörlitz 20 47:34 28:12
05. SG Senftenberg 20 47:51 18:22
06. SG Welzow 20 43:72 16:24
07. SG Schwarzheide 20 52:52 15:25
08. SG Annahütte 20 34:49 14:26
09. SG Finsterwalde 20 43:67 12:28
10. SG Lautawerk 20 26:61 12:28
11. SG Klettwitz 20 35:56 11:29

Das war die vermeintliche Abschlusstabelle. Warum die SG Marga trotzdem noch Protest einlegte, damit auch noch durchkam und somit ein Entscheidungsspiel erzwang, ist durch den Zeitzeugen Alfons Mory überliefert:

 

"Bis zwei Spieltage vor Saisonschluss lagen Großräschen und Marga punktgleich an der Spitze. Dann leistete sich Marga am vorletzten Spieltag eine Heimiederlage gegen Hörlitz und lag somit nun mit zwei Punkten im Rückstand und keiner im Briesker (Marga) Lager glaubte mehr an die Meisterschaft. Auch die abschließende Partie in Lauta brachte mit einem 2:2 einen weiteren Punktverlust. Dann folgte aber am Montag die Nachricht (Telefon usw. gab es damals noch nicht), dass Großräschen sein Heimspiel völlig unerwartet gegen Annahütte mit 0:1 verloren hatte. Somit betrug der Rückstand urplötzlich nur noch ein Punkt [siehe Abschlusstabelle]. Nun wurde von Briesker Seite eifrig nach einem Protestgrund für das Spiel in Lauta gesucht und dann auch vermeintlich im Schiedsrichter gefunden. Dieser war, wie die meisten anderen Deutschen auch, während der Nazizeit Mitglied der NSDAP gewesen, hatte aber noch nicht die seit 1946 bestehende Entnazifizierungs-Kommission durchlaufen. Laut offiziellem Reglement durften jedoch noch nicht entnazifizierte ehemalige NSDAP-Mitglieder keine öffentliche Posten bekleiden. Darauf berief sich nun Marga und behauptete, dass der Schiedsrichter für diese Partie hätte gar nicht zugelassen werden dürfen. Diesem Protest wurde auch noch stattgegeben und ein Wiederholungsspiel zwischen Lauta und Marga angesetzt. Lauta, von diesem Urteil empört, trat nun seinerseits aus Protest nicht zum Wiederholungsspiel an und somit wurde die Partie für Marga gewertet, die damit punktgleich mit Großräschen wurden. Dies machte nun ein weiteres Entscheidungsspiel um die Staffelmeisterschaft notwendig. Zuvor protestierte jedoch die SG Großräschen gegen die Machenschaften der SG Marga. Großräschens Vertreter Erwin Zeis fuhr deshalb am Donnerstag, den 22. April 1948, extra nach Potsdam, um dort persönlich der Entscheidung beizuwohnen. Am Abend musste er dann der nach ihrem Training im Kurmärker zusammengekommenen Mannschaft die bittere Nachricht überbringen, dass dem Großräschener Protest aus Zeitgründen [Anm.: eine Woche nach dem geplanten Entscheidungsspiel sollten die Partien um die Brandenburgische Meister-schaft beginnen] nicht stattgegeben wurde."

 

Zähneknirschend und ohne wirkliche Vorbereitung auf den Gegner musste man nun am Sonntag, den 25. April 1948, auf dem Senftenberger Sportplatz (neben der alten Radrennbahn) noch einmal gegen die SG Marga antreten und verlor dann deutlich mit 1:4.

Somit wurde die SG Großräschen durch Machenschaften von windigen Sportfunktionären um den Lohn einer erfolgreichen Saison gebracht. Die SG Marga traf anschließend in der Vorrundengruppe A zur Brandenburgischen Landesmeisterschaft auf die SG Cottbus-Ost und die SG Eberwalde-Nord, wurde dort nur Zweiter und schied somit vorzeitig aus dem Meisterschaftsrennen aus. Ein Scheitern, was man im Großräschener Lager sicherlich mit einer gewissen Schadenfreude aufgenommen haben dürfte.

In der Sommerpause wurde auf Beschluss des Landessportausschusses Brandenburg für die kommende Spielzeit 1947/48 eine obere, zentrale Spielklasse, die Landesklasse, bestehend aus zwei Staffeln, eingeführt. Als Tabellenzweiter qualifizierte sich die SG Großräschen für die Landesklasse Brandenburg / Staffel Ost.

 

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Statistiken und Spielberichte

 

Punktspiel am 19.10.1947

SG Senftenberg - SG Großräschen 0:4 (0:3)

Am vergangenen Sonntag konnte der Tabellenzweite Räschen gegen die ersatzgeschwächte Mannschaft aus Senftenberg zu einem klaren Siege kommen. Nach anfangs ausgeglichenem Spiel kam Räschen in der 25. Minute durch einen Handelfmeter in Führung und schon 2 Minuten später konnten sie am herauslaufenden Senftenberger Torwart ungehindert ins leere Tor zum 0:2 einschießen. In der 35. Minute erhöhten die Gäste durch Kopfball auf 0:3, sodass man mit diesem Resultat in die Pause ging. Nach dem Seitenwechsel ging das Spiel in flottem Tempo weiter. Die Platzbesitzer setzten alles daran, um das Resultat zu verringern, welches aber durch die guten Leistungen des Räschener Torwächters nicht glückte, während es den Gästen in der 51. Minute noch einmal gelang einzuschießen und somit das Ergebnis von 0:4 herzustellen.

 

Quelle: Senftenberger Anzeiger

 

Torschützen:

0:1   (25.min.) (Handelfmeter)

0:2   (27.min.)

0:3   (35.min.)

0:4   (51.min.)

 

Zuschauer:


Schiedsrichter:

 

SG:

 

Entscheidungsspiel um die Meisterschaft in Senftenberg am 25.04.1948

SG Großräschen - SG Marga 1:4

Torschütze:

 

Zuschauer:


Schiedsrichter:

 

SG:

 

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