Es mag vielleicht grotesk anmuten, aber im Sommer 1940 trat wieder so etwas wie Normalität ins öffentliche Leben ein. Nach der deutschen Invasion Skandinaviens (Norwegen und Dänemark) im April und Mai 1940 wurde auch der sogenannte Westfeldzug am 25. Juni mit der Besetzung Frankreichs abgeschlossen. Zwar begann im Juli die Luftschlacht um England, dies betraf mit der Luftwaffe aber lediglich einen kleinen Teil der Wehrmacht. Ansonsten herrschte weitestgehend Ruhe in Europa, obwohl der Kriegszustand natürlich aufrecht blieb.
Dieser trügerische Frieden führte auch in der Heimat noch einmal kurzzeitig zu einem Aufflackern des Vereinslebens. Trotzdem blieb der Spielausschuss bei seinem Modus, die zweite Kriegsmeisterschaft wieder in lokalen Gruppen (Cottbus, Finsterwalde, Petershain, Senftenberg und Spremberg) auszuspielen und die Sieger in einer anschließenden Endrunde den Westlausitzer Bezirksmeister ermitteln zu lassen. In der Region Senftenberg gab es demnach wieder eine A-Klasse mit den leistungsstärksten Mannschaft, die B-Klasse musste aber aufgrund von Neumeldungen um eine Staffel erweitert werden und wurde nun in die Regionen Ost, West und Süd untergliedert. Die Staffeln hatten folgendes Aussehen:
A-Klasse Senftenberg | B-Klasse-Ost Senftenberg |
SV Marga | FC Alemannia Großräschen |
BSG BRABAG Schwarzheide | VfB Senftenberg 1910 II |
SV Hoyerswerda 1919 | SC Hertha 1915 Hörlitz |
VfB Klettwitz 1913 | SV Marga II |
VfB Senftenberg 1910 | SVgg 1924 Annahütte |
B-Klasse-West Senftenberg | B-Klasse-Süd Senftenberg |
VfL Schipkau | BC Erika |
SC Germania 1910 Ruhland | TuSVgg Hosena |
VfL Schwarzheide-West | Tschft. Lautawerk |
VfL Schwarzheide-Ost | SV Hoyerswerda 1919 II |
FC Viktoria 1911 Kostebrau | |
BSG BRABAG Schwarzheide II |
Der FC Alemannia Großräschen spielte nun also in der Ost-Staffel und traf dort mit der SVgg 1924 Annahütte sowie den Zweitvertretungen von Senftenberg und Marga auf die alten Rivalen der Vorsaison. Das Teilnehmerfeld komplettierte der SC Hertha 1915 Hörlitz. Gleich der erste Spieltag am 29. September verdeutlichte die ganze Absurdität dieser Kriegsmeisterschaft. Der VfB Senftenberg II konnte in Großräschen nicht antreten, die Hörlitzer taten dies wenigstens, kamen in Annahütte aber mit 0:8 unter die Räder. Eine Woche später ließen sowohl Hörlitz als auch der VfB Senftenberg II ihre Heimpartien ausfallen und zogen anschließend ihre Mannschaften aus Personalnot vom Spielbetrieb zurück. Ein Schicksal was bald noch viele andere Vereine teilen sollten. Nach diesen beiden Rückzügen fing die Meisterschaft der Ost-Staffel als Dreierrunde von vorn an, da die vorherigen Ergebnisse und Wertungen gestrichen wurden. Der FC Alemannia Großräschen reiste am 13. Oktober nach Annahütte und musste sich dort dem Gastgeber mit 0:2 geschlagen geben. Eine Woche später schickte man die zweite Vertretung des SV Marga allerdings mit 5:1 nach Hause und hielt das Fünkchen Hoffnung auf den Staffelsieg am Leben. Nun folgten das Hin- und Rückspiel der beiden Staffel-Kontrahenten gegeneinander, dass die Alemannen tatenlos zusehen und hoffen ließ. Die Partie in Marga fiel aus, in Annahütte siegte dann der Gastgeber mit 3:1 und behauptete somit seine Tabellenführung. Nun schaute alles gebannt nach Großräschen, denn hier konnte sich bei einem Annahütter Punktgewinn die Minimeisterschaft bereits entscheiden. Die Gastgeber trumpften aber groß auf und untermauerten mit einem klaren 4:0 die eigenen Ambitionen auf den Staffelsieg. Den Schwung dieses Erfolges nahm der FC Alemannia Großräschen gleich in die 1. Vorrunde des Tschammer-Pokals mit und warf nach einem 4:2-Heimsieg den höherklassigen VfB Klettwitz aus dem Wettbewerb. Der Höhenflug ging weiter und gipfelte schließlich in einem 5:1-Erfolg beim SV Marga II, obwohl man die Partie nur mit 10 Akteuren bestritt. Als eine Woche später die SVgg Annahütte zum Nachholespiel in Marga nicht antrat, war der Staffelsieg für den FC Alemannia Großräschen perfekt. Bevor es nun aber in die Aufstiegsrunde zur A-Klasse ging, stand noch die 2. Vorrunde im Pokal auf dem Plan. Hier entschied das Los auf ein Auswärtsspiel in Marga. Gegen den haushohen Favoriten und frischgebackenen A-Klassen-Meister hatten die Großräschener erwartungsgemäß wenig entgegenzusetzen und verloren mit 0:4. In der Aufstiegsrunde traf Alemannia mit dem VfL Schipkau (Sieger West) und dem BC Erika (Sieger Süd) auf zwei alte Bekannte. Leider fand dieser Wettbwerb im "Senftenberger Anzeiger" kaum Beachtung, so dass nur wenige Daten überliefert sind. Der FC Alemannia Großräschen verlor seine Auftaktbegegnung zu Hause gegen den VfL Schipkau mit 2:6, landete aber gegen den BC Erika, ebenfalls daheim, einen 13:0-Kantersieg. Mehr Informationen gab es leider nicht. Man kann annehmen, dass der VfL Schipkau diese Aufstiegsrunde wohl für sich entschied, was am Ende aber trotzdem egal war, denn alle drei Vereine nahmen in der Folgesaison nicht mehr am Meisterschaftsbetrieb teil.
Der Senftenberger A-Klassen-Meister SV Marga hielt sich auch in der Endrunde um die Westlausitzer Meisterschaft ohne Punktverlust schadlos und traf in den Entscheidungsspielen um die Lausitzer Meisterschaft auf den Ost-Meister Luftwaffen-SV Guben. Die erste Partie fand in Guben statt und endete mit einem 2:1-Heimsieg der Gastgeber. Das Rückspiel gewann aber Marga mit 4:3 und erzwang so, wie schon in der Vorsaison, ein drittes Entscheidungstreffen. Dieses stieg dann am 1. Mai in Cottbus und endete mit einem 3:2-Sieg nach Verlängerung für Marga. Als Lausitzer Meister nahm der SV Marga damit auch wieder an der Aufstiegsrunde zur Gauliga Berlin/Brandenburg teil. Und diesmal sollte der große Wurf gelingen. Als Tabellenzweiter hinter dem Polizei-SV Berlin gelang erstmal der Sprung in die höchste Spielklasse.
Seitdem das Sommerspielverbot mit Ausbruch des Krieges nicht mehr galt, spielte die Region Cottbus in dieser Zeit den "Ehrenschild der Stadt Cottbus", gestiftet vom Oberbürgermeister von Baselli, aus. 1939 und 1940 war dieser Pokal eine rein interne Cottbuser Angelegenheit, 1941 weitete man diesen Wettbewerb auf die gesamte Westlausitz aus. Der Durchführungsmodus orientierte sich am Ablauf der Kriegsmeisterschaft. Allerdings wurden die Gruppen (insgesamt 11) neu zusammengestellt. Diese sahen für die Region Senftenberg wie folgt aus:
St. Senftenberg - Gruppe 6 | St. Senftenberg - Gruppe 7 |
BSG BRABAG Schwarzheide | SV Hoyerswerda 1919 |
VfL Schipkau | Tschft. Lautawerk |
SC Germania 1910 Ruhland | BC Erika |
VfB Senftenberg 1910 | TuSVgg Hosena |
St. Senftenberg - Gruppe 8 | |
FC Alemannia Großräschen | |
SV Marga | |
VfL Schwarzheide-West | |
VfL Schwarzheide-Ost | |
FC Viktoria 1911 Kostebrau |
Auch von diesen Pokalkämpfen erschienen im "Senftenberger Anzeiger" so gut wie keine Informationen. In der Gruppe 8, wo der FC Alemannia Großräschen mitwirkte, setzte sich erwartungsgemäß der SV Marga durch und trat mit den anderen Gruppensiegern zu einer Ausscheidungsrunde am 20. Juli an (5 Partien, der TSV Birkenstedt erhielt ein Freilos). Nach der Austragung blieben 6 Mannschaften übrig. Um ein Halbfinale spielen zu können, bestritten der TV Eichenkranz Slamen, der TSV Birkenstedt, die BSG BRABAG Schwarzheide und die SVgg Eintracht Welzow noch eine Zwischenrunde, bei der sich Slamen und die BRABAG durchsetzten. Im ersten Halbfinale besiegte anschließend der SV Marga die BSG BRABAG Schwarzheide deutlich mit 7:1. Ebenso klar gewann der Luftwaffen-SV Cottbus beim TV Eichenkranz Slamen (9:2) und zog somit ebenfalls ins Finale ein. Das Endspiel fand dann am 17. August in Cottbus statt und wurde knapp vom Luftwaffen-SV Cottbus mit 2:1 gewonnen.
Trainer: /
Spiele:
18.08.40 | TS | Alemannia - VfB Senftenberg 1910 II | |
08.09.40 | TS |
Alemannia - VfB Senftenberg 1910 (Kreisturn- und Sportfest in Bückgen) |
1:2 |
15.09.40 | TS | SVgg 1924 Annahütte - Alemannia | |
29.09.40 | MS | Alemannia - VfB Senftenberg 1910 II | Senftenberg II n.a. |
13.10.40 | MS | SVgg 1924 Annahütte - Alemannia | 2:0 |
20.10.40 | MS | Alemannia - SV Marga II | 5:1 |
10.11.40 | MS | Alemannia - SVgg 1924 Annahütte | 4:0 |
24.11.40 | PS | Alemannia - VfB Klettwitz 1913 | 4:2 |
01.12.40 | MS | SV Marga II - Alemannia | 1:5 |
15.12.40 | PS | SV Marga - Alemannia | 4:0 |
16.03.41 | AR | Alemannia - VfL Schipkau | 2:6 |
23.03.41 | AR | BC Erika - Alemannia | |
06.04.41 | AR | Alemannia - BC Erika | 13:0 |
13.04.41 | AR | VfL Schipkau - Alemannia |
Abschlusstabelle:
Pl. | Mannschaften | Sp | Tore | Punkte |
01. | FC Alemannia Großräschen | 4 | 14:4 | 6:2 |
02. | SVgg 1924 Annahütte | 4 | 5:5 | 4:4 |
03. | SV Marga II | 4 | 3:13 | 2:6 |
04. | VfB Senftenberg 1910 II | -- | ----- | ----- |
05. | SC Hertha 1915 Hörlitz | -- | ----- | ----- |
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Statistiken und Spielberichte
FC Alemannia Großräschen
Torschützen:
Zuschauer:
Schiedsrichter:
FC Alemannia:
Beim Fußballspiel des Kreisturn- und Sportfestes in Bückgen siegte der VfB Senftenberg knapp.
Quelle: Senftenberger Anzeiger
Torschütze:
1:2
Zuschauer:
Schiedsrichter:
FC Alemannia:
Torschützen:
Zuschauer:
Schiedsrichter:
FC Alemannia:
Torschützen: /
Zuschauer:
Schiedsrichter: Thomas (Marga)
FC Alemannia:
Torschützen:
Zuschauer:
Schiedsrichter: Schadewitz (Senftenberg)
FC Alemannia:
Torschützen:
1:0
2:0
3:0
4:0
Zuschauer:
Schiedsrichter: Mühle (Senftenberg)
FC Alemannia:
Alemannia gelang es, die Klettwitzer zu schlagen und sich im Wettbewerb zu halten.
Quelle: Senftenberger Anzeiger
Torschützen:
Zuschauer:
Schiedsrichter: Peikert (Schwarzheide)
FC Alemannia:
Obwohl die Gäste nur mit 10 Mann antraten, kamen sie zum Doppelpunktgewinn, da es die Margaer Stürmerreihe nicht verstand, die vielfachen günstigen Gelegenheiten in Tore umzuwerten. Zudem leistete sich der Tormann einige tolle Schnitzer. Nach anfänglicher Überlegenheit und dem Führungstor der "Zwoten" setzte sich dann Räschens Eifer und besseres Zusammenspiel durch.
Damit ist Räschen Gruppenmeister geworden.
Quelle: Senftenberger Anzeiger
Torschützen:
1:1
1:2
1:3
1:4
1:5
Zuschauer:
Schiedsrichter: Mühle (Senftenberg)
FC Alemannia:
Marga: Wagner; E. Fischer, O. Lehmann; Schönwälder, Ratajczak, Horn; Richter, E. Lehmann, Biernat, Körber, H. Fischer. Räschen: Gundel; Krüger, Hildebrandt; Noack, Nagel, Lieback; Kowalinski, Riesner, Swat, K. Priem, R. Priem.
Von allen 22 Spielern konnte der jugendliche Tormann von Räschen am besten gefallen, der Junge hielt, was nur irgend möglich war und war die Ruhe selbst. "Kanter" wurde vor keine schwere Aufgabe gestellt. Der Platz bereitete beiden Mannschaften Schwierigkeiten, oftmals wurden wahre "Eiertänze" aufgeführt. Schon in den Anfangsminuten schießt Biernat im Alleingang das Führungstor, das immer Rückhalt gibt. Eifrig spielen die Alemannen und gehen hart an den Mann. Bis zur Pause halten sie das 0:1. Dann folgt ein Elfmeter, den Richter, täuschend, am Pfosten vorbei, einschießt. Riesner setzt einen Bombenschuss an die Latte; wohl der einzige gefährliche Moment für Wagner, der aber schon die Arme hochgerissen hat. Biernat trifft den Pfosten im Gewühl. Aus Abseitsstellung schießt Richter den dritten Treffer. Räschens Verteidiger rufen schon vor Abgabe des Schusses "Abseits" und greifen nicht an. Das vierte Tor erzielt der völlig ungedeckte E. Lehmann auf eine Fischer-Flanke. Nutzlose Zweikämpfe beeinträchtigen das laufende Spielgeschehen. Lieske musste, vom Vorsonntagsspiel gegen Klettwitz verletzt, pausieren. Ecken 10:7 (5:2). Schiedsrichter Wenslawski, Annahütte.
Quelle: Senftenberger Anzeiger
Torschützen: /
Zuschauer:
Schiedsrichter: Wenslawski (Annahütte)
FC Alemannia:
Gundel - Krüger, Hildebrandt, Noack, Nagel, Lieback, Kowalinski, Riesner, Swat, K. Priem, R. Priem
Torschützen:
Zuschauer:
Schiedsrichter:
FC Alemannia:
Torschützen:
Zuschauer:
Schiedsrichter:
FC Alemannia:
Torschützen:
1:0
2:0
3:0
4:0
5:0
6:0
7:0
8:0
9:0
10:0
11:0
12:0
13:0
Zuschauer:
Schiedsrichter:
FC Alemannia:
Torschützen:
Zuschauer:
Schiedsrichter:
FC Alemannia: